
übernommen aus dem Nordkurier
An der Nato-Übung „Defender-Europe 2020“ werden etwa 37.000 Soldaten teilnehmen. Die Vorhut der US-Streitkräfte rückt nun in den Kasernen in Torgelow und Hagenow an.
Hagenow.
Wie verlegt man zehntausende Soldaten von West nach Ost? Die Vorbereitungen für die Nato-Großübung „Defender Europe 2020“ gehen auf die Zielgerade. Am Dienstag und Mittwoch werden daher Vorabkommandos der US-Militärs in der Greifen-Kaserne in Torgelow (Vorpommern-Greifswald) und in der Ernst-Moritz-Arndt-Kaserne in Hagenow (Ludwigslust-Parchim) erwartet, teilte ein Sprecher des Landeskommandos der Bundeswehr in Schwerin mit. Diese werden für die Detailplanungen verantwortlich sein und zum Beispiel die Ausschilderungen für ihre Kameraden anbringen.
Die US-Truppen werden nach aktuellem Stand zwischen dem 26. Februar und 6. März in Mecklenburg-Vorpommern auf „Durchreise” sein. Zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens geht es im Halbstundentakt zunächst aus Richtung Hamburg und Wittenburg kommend in Kolonnen von jeweils 20 Fahrzeugen nach Hagenow. Das Landeskommando rechnet mit etwa vier bis fünf dieser Kolonnen pro Nacht, die entlang der L04 fahren werden.
Von der A20 nach Torgelow
Danach geht es wohl auf der A24 und der A20 weiter nach Torgelow. Auf der A20 müssen die Konvois auch über die Behelfsbrücke bei Tribsees. Das Verkehrsministerium sieht darin kein Problem und die Brücke ausreichend gewappnet. Denn Anträge auf Schwerlastransporte liegen der Bundeswehr weiterhin nicht vor, daher wird davon ausgegangen, dass ausschließlich normale Lkw auf den Straßen unterwegs sein werden. Die Panzer werden wie bereits angekündigt auf dem Schienenweg transportiert.
Von der A20 fahren die Konvois an der Ausfahrt Pasewalk-Süd ab, um über die B104 zur B109 zu gelangen. Hinter Jatznick sind zwei Wege vorgesehen. Der erste führt über die L32 durch Hammer an der Uecker, der zweite über die L321 durch Heinrichsruh.
Nach einer Nacht in Torgelow geht es für die Kolonnen über die L321 nach Pasewalk. Sie fahren dann durch den Ort und bei Rollwitz zurück auf die A20. Anschließend fahren die Lkw weiter über die polnische Grenze und ins Baltikum.
Exakte Routen noch nicht bekannt
Die exakten Routen der amerikanischen Militärtransporte durch Mecklenburg-Vorpommern kann aber auch das Landeskommando noch nicht mit Sicherheit bestätigen. Welche Wege die US-Militärs genau nehmen werden, wird nämlich erst zwei Tage vor dem Start der Kolonnen in den sogenannten „Marschkrediten” bekanntgegeben. Diese Informationen werden für die Öffentlichkeit jedoch nicht zugänglich sein.
Pro Lkw ist von einem Fahrer und einem Beifahrer auszugehen, daher werden sich also 160 bis 200 Soldaten tagsüber in den Kasernen aufhalten. Dort werden die Soldaten verpflegt. Zudem können die Fahrzeuge instand gesetzt und betankt werden. Allein in der Greifen-Kaserne „sind täglich für maximal 350 Soldaten Schlafplätze und für 150 Fahrzeuge Abstellflächen vorgesehen“, sagte ein Sprecher der Bundeswehr.
Da das Tanken in der Greifen-Kaserne jedoch nicht möglich ist, sollen die Lkw in der Ferdinand von Schill Kaserne bei Torgelow betankt werden. Dorthin werden sie über den Truppenübungsplatz gelangen, um die Auswirkungen auf die Öffentlichkeit möglichst gering zu halten. Der Standort Torgelow ist während der Übung übrigens mehr als eine Durchgangsstation. Bis Mitte Mai werden dort 30 Soldaten vom US-Kommando durchgängig untergebracht sein.
„Defender Europe 2020“
Der Sprecher des Landeskommandos wies darauf hin, dass bei dem Manöver ausschließlich Kraftfahrzeuge verlegt werden. Es werden also keine Truppentransporter unterwegs sein. Im Rahmen der Großübung „Defender Europe 2020“ nehmen 37.000 Kräfte aus 18 Nato-Ländern an gemeinsamen Übungen in Polen, dem Baltikum und in Georgien teil. Eine Verlegeübung in vergleichbarer Dimension fand laut Landeskommando zuletzt vor 25 Jahren statt. Erstmals werden demnach vermehrt Bewegungen von US Truppen in Mecklenburg-Vorpommern auf der Straße stattfinden.
Dafür verlegen die USA auf drei Routen eine Division mit 29.000 Soldaten in die Übungsgebiete. 20.000 Soldaten und fast halb so viele Fahrzeugen (darunter 1000 Panzer) kommen über den Atlantik. Eine der Europa-Routen ab den Häfen in Bremerhaven, Antwerpen, Amsterdam und dem Flughafen Hamburg führt 1.700 Soldaten durch MV in Richtung Stettin.
Nach dem Ende der Übung in den jeweiligen Einsatzländern werden die Truppen größtenteils direkt in ihre Heimat zurückkehren. Es ist also nicht mit militärischen Kolonnen in so großem Stil wie aktuell zu rechnen. Nur vereinzelt sollen Gerätschaften zurück in die Kasernen gebracht werden, wo sie stationiert sind.
Ziel der 18 an der Übung teilnehmenden Staaten ist nach Angaben der Bundeswehr, Verfahren und Abläufe zu erproben und die „Fähigkeiten zur Verlegung weiterhin sicherzustellen und zu demonstrieren”.