Frankenberg (Sachsen): “Gelassen” in die Kriegsübung?

übernommen vom MDR  und MDR Sachsen

Für die Nato-Militärübung “Defender Europe 2020” rollen ab kommender Woche die ersten US-Transporte in Richtung Osteuropa. Wie Bundeswehr und US-Army am Dienstag mitteilten, verläuft eine von drei Transportrouten in Deutschland durch Sachsen – aus Richtung Westen über Chemnitz, Dresden und Görlitz nach Polen.

Bis März geht es ostwärts …

Im Rahmen des Manövers verlegt die US Army unter anderem rund 20.000 Soldaten sowie 13.000 Fahrzeuge und andere militärische Ausrüstung von den USA in osteuropäische Nato-Staaten. Damit wird eine schnelle Einsatzbereitschaft im Krisenfall getestet. Im Januar ist die Zahl der Transporte den Angaben zufolge noch überschaubar. Der Großteil der Konvois soll Ende Februar und Anfang März auf Straße und Schiene durch Deutschland und damit auch durch Sachsen rollen.

… und ab Juni wieder zurück

Der Großteil der Transporte werde nachts zwischen 22 Uhr und 6 Uhr unterwegs sein und im Idealfall von den meisten Menschen gar nicht bemerkt, erklärten Bundeswehr und US Army. Komplett ausgeschlossen könnten Staus und Behinderungen auf den Straßen allerdings nicht. Das gilt auch für den Rücktransport, wenn im Juni sämtliche Übungen abgeschlossen sind. Dann werden Truppen und Material auf den gleichen Routen wieder in die USA verlegt.

Frankenberger Bürgermeister vor Manöver-Transporten gelassen

Frankenbergs Bürgermeister Firmenich sieht die Transporte für das US-Manöver “Defender Europe” gelassen. Die sächsische Kaserne ist als Rastplatz für die Fahrzeuge vorgesehen, die nach Polen und in das Baltikum rollen. Bei dem Manöver werden rund 37.000 Soldaten mit Fahrzeugen und Material Richtung Osteuropa verlegt. Eine von drei Routen in Deutschland verläuft durch Sachsen – über Chemnitz, Dresden und Görlitz nach Polen.

von Uta Georgi, MDR AKTUELL

Die Konvois fallen auf, sie können bis zu einem Kilometer lang sein und bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 30 bis 80 km/h, wobei die Fahrzeuge gekennzeichnet sind. Das erste mit einer schwarzweißen Flagge, das letzte mit einer grünen.

Konvois haben immer Vorfahrt – auch bei Rot

Für den Fall, man begegnet einem Konvoi, sollte sich jeder Verkehrsteilnehmer am besten noch einmal die Straßenverkehrsordnung zu Gemüte führen, denn gekennzeichnete Konvois haben immer Vorfahrt, auch bei roten Ampeln.

Besondere Vorsicht ist also geboten, wenn die Fahrzeuge die Autobahn verlassen, um zum Beispiel einen der Rastplätze anzusteuern, wie etwa die Kaserne im sächsischen Frankenberg, die Erfahrung mit Truppentransporten hat.


Bürgermeister Thomas Firmenich dazu: “Zunächst muss man wissen, dass es von der Autobahn-Abfahrt bis zur unserer Wettiner-Kaserne etwa knapp drei Kilometer sind. Das heißt, es handelt sich um einen sehr überschaubaren Abschnitt hier durch das Stadtgebiet. Zum zweiten sind die Straßen, die Bundesstraße 169 und auch die Staatsstraße, in sehr gutem Zustand, sodass wir davon ausgehen, dass es zwar vielleicht schon zu dem einen oder anderen Stau kommt, aber nicht zu einer nennenswerten Beeinträchtigung.”

Anzahl der Fahrzeuge noch nicht bekannt

Überdies sollen die Transporte vor allem in den Abendstunden durchgeführt werden, um so die Hauptverkehrszeiten zu umgehen. Wie viele Fahrzeuge genau in der Frankenberger Kaserne Station machen, ist bisher nicht bekannt.

Bürgermeister Firmenich sieht den Transporten aber gelassen entgegen: “In der Regel verläuft das sehr, sehr reibungslos”, sagt er. Allerdings komme es im Einzelfall auch vor, dass ein Fahrer sich verfahre oder sich nicht an irgendwelche Regeln halte. “Dann kann es natürlich sein, dass es zu einem längeren Stau kommt oder dass er eben eingesammelt werden muss.” Aber die Masse der Fälle sei eigentlich unproblematisch.

Bei Schäden zahlt die Bundeswehr

Hin und wieder kann es auch passieren, dass Militärfahrzeuge vor allem durch ihre Größe Schäden an den Straßen verursachen, zum Beispiel an Bordsteinkanten oder Verkehrsschildern. Dann ist ganz klar geregelt, wer für den Schaden haftet.

Bürgermeister Firmenich zufolge wird in diesem Falle der Schaden von der Stadt oder von dem jeweiligen Eigentümer aufgenommen. Es gebe eine Bundeswehr-Stelle, wohin sich die Stadt wenden könne, wo das ziemlich unbürokratisch und zügig abgewickelt werde. Der Schaden werde dann auch ersetzt, von der Bundeswehr beziehungsweise von der Bundeswehrverwaltung, die dafür zuständig sei.

Läuft alles nach Plan, dann können sich die Einwohner von Frankenberg rechtzeitig auf die Truppentransporte einstellen und darauf, dass der Weg durch die Stadt am jeweiligen Tag vielleicht etwas länger dauert.

“Wir werden so unverzüglich, wie wir Kenntnisse haben, die Bürgerinnen und Bürger informieren”, verspricht Bürgermeister Firmenich. “Wir haben ein Online-System hier, über das wir täglich die Bürger, die da angeschlossen sind – und das sind sehr viele – informieren. Die bekommen dann eine Mail aufs Handy oder nach Hause, beziehungsweise informieren wir über unsere Internetseite und natürlich auch über die Medien.”

Das Nato-Manöver, die Fender 2020 selbst soll im Juni in Polen und dem Baltikum stattfinden. Danach, ab circa Juli, ist zu erwarten, dass der Rücktransport gen Westen über dieselben Verkehrsadern stattfindet.

Wo wird geübt?

Die Übung erstreckt sich auf zehn Länder, konzentriert sich auf Polen und das Baltikum. Innerhalb des großen Szenarios gibt es aber auch weitere Übungsszenarien und -schauplätze in Deutschland. In Grafenwöhr in Bayern und auf dem Übungsplatz Bergen in der Lüneburger Heide werden auch Gefechte geübt. Teil von “Defender Europe” soll zudem der Umgang mit zusätzlichen Attacken im Cyberraum sein. Erprobt wird dafür neue Ausrüstung und gemeinsame sichere Kommunikation.

“Defender Europe” wird in Europa deutlich sichtbar sein. Unter den 37.000 Soldatinnen und Soldaten werden mehr als 20.000 sein, die aus Kontinental-Amerika mitsamt Material und Fahrzeugen in West-Europa ankommen und danach durch zehn Länder gen Osten fahren. Personen und Material kommen mit Schiffen und Flugzeugen bei Nutzung von 14 See- und Flughäfen in den Niederlanden, in Belgien, Frankreich und Deutschland an, per Schienen- und Straßentransport geht die Verlegung weiter Richtung Polen und Baltikum. Der Hauptverlegezeitraum der US -Verbände in Europa reicht von Februar bis in den Mai 2020. Die etwa 4.000 km Konvoi-Routen sind eine große Wegstrecke für eine Übung. An der Übung unmittelbar beteiligt sind auch Soldaten und Soldatinnen verschiedener Bereiche der Bundeswehr