Mannheim als Drehscheibe für Nato-Manöver

übernommen aus der Rhein-Neckar Zeitung

“US Defender 2020” probt schnelle Truppenverlagerungen von den USA nach Osteuropa – Coleman Barracks sind in Logistik integriert

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Transportkonvois auf deutschen Autobahnen, lange Güterzüge mit militärischem Gerät oder Panzer auf Binnenschiffen – wenn noch in diesem Monat die Nato-Übung “US Defender 2020” beginnt, ist Mannheim ein logistischer Knotenpunkt auf dem Weg der US-Streitkräfte in Richtung Osten.

Denn mit den Coleman Barracks zwischen den Stadtteilen Sandhofen und Schönau befindet sich eins der mittlerweile wenigen Lager der US-Armee auf deutschem Boden auf Mannheimer Gemarkung. In einem Brief hat Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ihren Parteikollegen und Bundestagsabgeordneten Nikolas Löbel über das Nato-Manöver und die Rolle Mannheims informiert.

Die Übung “US Defender 2020” mit Teilnehmern aus 18 Ländern findet zwischen Januar und Mai statt. Anlass ist laut Kramp-Karrenbauer “die Veränderung der sicherheitspolitischen Lage seit 2014”. Gemeint ist Russlands Annexion der Krim, die vor allem von den osteuropäischen Ländern mit großer Sorge zur Kenntnis genommen wurde. Als Nato-Bündnispartner ist ihnen im Angriffsfall die Unterstützung der Mitgliedstaaten sicher. Doch das erfordert die Fähigkeit, im Ernstfall starke militärische Kräfte schnell verlegen zu können.

Darauf zielt die Übung ab. Vor allem die schnelle Verlegung von Nato-Kräften aus den Vereinigten Staaten über Deutschland nach Polen und ins Baltikum soll geprobt werden. Allein 20.000 der 37.000 Teilnehmer werden von den USA aus nach Europa verlegt. Sie landen per Flugzeug unter anderem in Frankfurt und Ramstein. Eine Hauptstrecke für den Straßentransport führt von Hannover über Mannheim und Dresden nach Görlitz. Als einer der sogenannten Rasträume dient die US-Liegenschaft Coleman Barracks.

Eigentlich hätte das Areal Teil der Konversionsgelände werden sollen. Doch etwa eine Woche, bevor 2015 das Areal an die Bundesregierung hätte übergeben werden sollen, wurde es von den US-Streitkräften quasi über Nacht reaktiviert. Seither lagern dort Lastwagen und Panzer für eine schnelle Eingreiftruppe in Osteuropa. Es gibt einen Bahnanschluss, so dass militärisches Gerät schnell auf die Schiene geschickt werden kann. Laut dem Brief aus dem Verteidigungsministerium ist auch der Mannheimer Hafen als Umschlagplatz vorgesehen.

Die Kernzeit der Verlegung größerer Verbände durch Deutschland liegt zwischen März und Mai. Zu Ostern soll es allerdings laut Kramp-Karrenbauer nicht zu Truppenbewegungen kommen. Deutschland als Transitland falle eine “herausragende Bedeutung” bei der seit 25 Jahren umfangreichsten Nato-Übung zu.

Die betroffenen Bundesländer und Kommunen würden durch das Kommando “Territoriale Aufgaben” der Bundeswehr oder über die Länderkommandos informiert. Die Wahrnehmung Deutschlands als verlässlicher Bündnispartner hänge auch davon ab, wie erfolgreich man die Verlegung bewältigen könne, so die Verteidigungsministerin. Dem stimmte Nikolas Löbel zu: “Die Nato und Deutschland als Nato-Bündnispartner müssen in diesen krisenhaften Zeiten Handlungsfähigkeit beweisen. Deshalb ist diese Truppenübung in den baltischen Staaten als Demonstration der Stärke des Westens zu begrüßen.”

Dadurch würden bei Truppenverlagerungen auch die Autobahnen um Mannheim verstärkt genutzt. “Es kann zu Verkehrsbehinderungen kommen”, so Löbel weiter. “Aber da werbe ich um Verständnis und um Unterstützung der Soldaten, die in dieser Zeit verstärkt auf unseren Straßen unterwegs sein werden, denn sie handeln im Sinne unserer Sicherheit.”